„Blut und Boden“ stand im Nationalsozialismus für eine völkische Ideologie, die biologische Abstammung und Heimat verherrlichte und damit Ausgrenzung, Rassismus und Gewalt legitimierte. Doch die Parole verschwand nicht 1945. Auch in der Nachkriegszeit wurde sie von rechtsextremen Gruppierungen aufgegriffen, transformiert und in aktuelle Debatten über Identität, Nation und Migration eingespeist.
Das 69. bundesweite Gedenkstättenseminar geht der Frage nach, wie Elemente dieser Ideologie bis heute fortwirken, welche Brüche und Kontinuitäten sich seit 1945 zeigen und welche Bedeutung diese Denkfiguren für aktuelle rechtspopulistische und extrem rechte Diskurse haben.
Programm
MITTWOCH, 10. September 2025
bis 13.00 Ankunft und Anmeldung
13.00–14.00 Mittagsimbiss
14.00–14.30 Begrüßung und Einführung in das Programm
Interaktive Begegnungsübung mit Vatan Ukaj (WERTansich(t)
Begrüßung: Jan Waitzmann (Dokumentations- und Lernort Bückeberg)
Frederik Schetter (Bundeszentrale für politische Bildung)
Julana Bredtmann (Gedenkstättenreferat, Stiftung Topographie des Terrors)
Elke Gryglewski (Stiftung niedersächsische Gedenkstätten)
14.30–15.30 Partizipativer Auftakt:
(Dis-)Kontinuitäten völkischer Ideologien und ihre Bedeutung für
die Arbeit von/an Gedenkstätten
Impulse von
Elke Gryglewski (Stiftung niedersächsische Gedenkstätten)
Mattis Binner (Stiftung niedersächsische Gedenkstätten)
Jan Waitzmann (Dokumentations- und Lernort Bückeberg)
Moderation: Julana Bredtmann (Gedenkstättenreferat, Stiftung Topographie des Terrors)
und Vatan Ukaj (WERTansich(t))
15.30–16.00 Kaffeepause
16.00–17.00 Praxis trifft Praxis:
Info- und Kontaktbörse zu Stätten der NS-Propaganda
Kurzpräsentationen aus der Praxis verschiedener Einrichtungen, anschließend Raum
für Austausch, Vernetzung und Inspiration
Moderation: Mattis Binner (Stiftung niedersächsische Gedenkstätten) und
Jan Waitzmann (Dokumentations- und Lernort Bückeberg)
17.00–17.15 Tageszusammenfassung und Organisatorisches
ab 18.00 Abendessen
19.00-20.30 Abendveranstaltung:
Filmschau und Gespräch
Borjana Gaković (Film- und Medienwissenschaftlerin)
Moderation: Julana Bredtmann (Gedenkstättenreferat, Stiftung Topographie des Terrors) und
Jan Waitzmann (Dokumentations- und Lernort Bückeberg)
DONNERSTAG, 11. September 2025
ab 8.00 Frühstück für Hotelgäste
9.00–9.20 Begrüßung und Einführung
Einführung von Bernhard Gelderblom (Historiker, Hameln): Der Bückeberg und der Hamelner
Waldfriedhof Am Wehl – Orte erinnerungskultureller Brüche und gesellschaftlicher Auseinandersetzung
mit der NS-Zeit im Weserbergland.
9.30–13.00 Exkursionen und thematische Rundgänge
Rundgang 1 Friedhof am Wehl
Der Friedhof am Wehl ist ein markantes Beispiel der Justizgeschichte und der Erinnerungskultur.
Auf dem Gräberfeld C I ruhen 139 Opfer des Zuchthauses, auf dem angrenzenden
Feld C III 201 von den Briten hingerichtete NS-Täter. In den 1970er-Jahren wurde Feld C I eingeebnet,
Feld C III später nach Protesten ebenfalls. Heute erinnert ein Denkmal an die Opfer;
ihre Gräber sind markiert. Hinweise auf die dort bestatteten Täter fehlen.
Rundgang 2 Dokumentations- und Lernort Bückeberg
Der Bückeberg bei Hameln war von 1933 bis 1937 Schauplatz der Reichserntedankfeste.
Bis zu einer Million Menschen versammelten sich jährlich. Der Ort war zentral für die nationalsozialistische
Propaganda und deren Strategie öffentlicher Mobilisierung. Nach 1945 geriet
der Bückeberg weitgehend in Vergessenheit. Erste Bemühungen um eine kritische Auseinandersetzung
stießen lange auf politischen und gesellschaftlichen Widerstand. Nach kontroversen
Auseinandersetzungen wurde 2021 der „Dokumentations- und Lernort Bückeberg“ eröffnet.
12.30 Abfahrt
13.00–14.30 Mittagessen
14.30–17.30 Parallele Workshops:
Reflexionen über (Dis)Kontinuitäten von völkischem Gedankengut in verschiedenen Kontexten
In fünf parallelen Workshops werden zentrale Begriffe, Bilder und Narrative der „Blut-und-
Boden“-Ideologie beleuchtet – von ihrer historischen Genese bis hin zu ihrer Wirkung in der
Gegenwart. Anhand konkreter Beispiele werden verschiedene Formen der sprachlichen und
visuellen Tradierung analysiert, um Reflexionsräume für mögliche Umgangsweisen mit ideologischen
(Dis)Kontinuitäten in der Vermittlungsarbeit an Gedenkstätten zu eröffnen.
Workshop 1 Volk, Raum und Gemeinschaft als Kernbegriffe völkischer Ideologie:
Wurzeln und aktuelle Diskurse
Jan Waitzmann (Dokumentations- und Lernort Bückeberg)
Wilfried Duckstein (Sachsenhain Verden)
Uwe Danker (Europa-Universität Flensburg)
Workshop 2 „Hermann Löns – Die Heide brennt“ in Vergangenheit und Gegenwart
Elke Gryglewski (Stiftung niedersächsische Gedenkstätten)
Jens Christian Wagner (Stiftung Buchenwald und Mittelbau-Dora)
Martin Raabe (Gruppe beherzt – für Demokratie und Vielfalt)
Stand 25.07.2025
Programm | Seite 3 von 3
Workshop 3 Deutsche Arbeit, Zwangsarbeit und Volksgemeinschaft: Die Ideologie des Arbeitsbegriffs
im Nationalsozialismus
Marcus Meyer (Denkort Bunker Valentin, Bremen)
Maike Weth (Gedenk- und Dokumentationsstätte KZ Drütte, Salzgitter)
Workshop 4 (Nach)Wirkungen der NS-(Rassen-)Ideologie am Beispiel von Antisemitismus
und Antiziganismus.
Katrin Unger (Gedenkstätte Bergen-Belsen)
Juliane Wetzel (Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus)
Andrea Wierich und Bernd Grafe-Ulke (Kompetenzstelle gegen Antiziganismus KogA)
Workshop 5 Ausschluss und Abtransport der Jüdinnen und Juden im NS
Christoph Kreutzmüller (Stellv. Projektleiter/Deputy Project Director, #LastSeen: Bilder
der NS-Deportationen)
18.00–18.15 Organisatorisches
18.00–19.00 Abendessen
ab 19.00 Gemeinsamer Spaziergang zum Kulturzentrum Sumpfblume an der Weser
zum individuellen Erfahrungsaustausch und Ausklang
Hinweis: Eigenkosten
FREITAG 12. September 2025
ab 8.00 Frühstück für Hotelgäste
9.00–09.30 Rückblick/ Ausblick
Kurzpräsentationen zu 5 Workshops
Moderation: Cornelia Siebeck (Gedenkstättenreferat, Stiftung Topographie des Terrors)
9.30–10.30 Vortrag + Q&A: Historische Narrative und Geschichtspolitik der extremen Rechten nach 1945
Fabian Virchow (FORENA, Hochschule Düsseldorf)
Moderation: Cornelia Siebeck (Gedenkstättenreferat, Stiftung Topographie des Terrors)
10.30–11.00 Kaffeepause
11.00–12.15 Fishbowl-Diskussion: Erfahrungen und Handlungsstrategien im Umgang mit
geschichtspolitischen Anfechtungen
Impulse von Stefan Wilbricht (Gedenkstätte Moringen) und Stina Barrenscheen-Loster (Gedenkstätte
Schillstraße) über Erfahrungen vor Ort; Michael Sturm (Mobile Beratung gegen Rechtsextremismus
im Regierungsbezirk Münster) über die Handreichung „Positionierte Orte“; Uta George
(Verunsichernde Orte) über das Weiterbildungsangebot „Umgang mit rechten Positionen“ und
Jakob Schergaut (Friedrich-Schiller-Universität Jena) über das Portal „Geschichte statt Mythen“.
Moderation: Kristin Harney (Mobile Beratung Niedersachsen)
12.15–12.30 Tagungsreflexion und Feedback
Moderation: Elke Gryglewski (Stiftung niedersächsische Gedenkstätten)
12.30–13.30 Mittagsimbiss und Abreise