FAQ Kontakt Impressum Datenschutz Spenden Leichte Sprache

Flucht und Vertreibung nach dem Zweiten Weltkrieg

Viele Menschen erzählen immer wieder eine bestimmte Geschichte: Die Deutschen seien nach dem Zweiten Weltkrieg unschuldig aus dem Osten vertrieben worden. Diese Erzählung ist nicht ganz richtig. Manche verschweigen wichtige Teile der Geschichte oder geben falsche Zahlen an. Heute nutzen rechte Gruppen diese Erzählungen, um falsche Informationen zu verbreiten. Das macht es schwer, dass Menschen in Europa in Frieden zusammenleben.

Der Telegram-Channel "Der Thüringer" postete am 16. Oktober 2024 den Wegweiser eines Vertriebenenmahnmals mit der Zuschrift: "Ostdeutschland unvergessen, denkt stets daran, Ostdeutschland liegt östlich von der Oder und der Neiße."
Ein Beispiel dafür ist dieses Bild von einem Wegweiser aus einem rechten Telegram-Kanal. Die Unterschrift lautet: „Ostdeutschland unvergessen, denkt stets daran, Ostdeutschland liegt östlich von der Oder und der Neiße.“ Damit wollen manche sagen, dass Gebiete, die heute zu Polen oder Tschechien gehören, eigentlich noch deutsch sein müssten. ©Screenshot, Telegram-Channel "Der Thüringer", aufgenommen am 17.10.2024

Der Mythos über Flucht und Vertreibung

Viele behaupten, dass die Deutschen damals nur Opfer waren. Sie sagen, die Vertreibung sei ein „Völkermord“ oder eine „ethnische Säuberung“ gewesen. Diese Begriffe sind aber sehr hart und werden falsch verwendet. Die Wahrheit ist: Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten Millionen Deutsche ihre Heimat verlassen. Aber die Vorgeschichte wird oft vergessen.

Nach dem Krieg wollten viele Länder sicherstellen, dass Deutschland keinen neuen Krieg beginnt. Deshalb beschlossen die Sieger des Krieges, dass Deutsche aus einigen Gebieten umgesiedelt werden. Die Idee war, dass es dort ohne deutsche Minderheiten weniger Konflikte gibt.

Die Vorgeschichte: Deutsche Minderheiten im Ausland

Schon vor dem Zweiten Weltkrieg lebten viele Deutsche in Ländern wie Polen, Tschechien, Ungarn oder Rumänien. Manchmal gab es dort Spannungen. Vor allem in der Tschechoslowakei fühlten sich einige Deutsche benachteiligt. Aber gleichzeitig unterstützten viele Deutsche dort die Nazis.

1938 verlangte Adolf Hitler, dass das Sudetenland (ein Teil der Tschechoslowakei) zu Deutschland gehört. Er bekam, was er wollte. Ein Jahr später besetzte er das ganze Land. Dann begann der Zweite Weltkrieg.

Viele Deutschen in den Sudeten, einem Gebirge, unterstützten die Nazis. Ihr Anführer hieß Konrad Henlein, der auf dem Bild rechts neben Adolf Hitler zu sehen ist. ©Wikimedia Commons, aufgerufen am 17.10.2024

Die NS-Zeit: Gewalt gegen andere Völker

Als Deutschland 1939 Polen angriff, begann ein brutaler Krieg. Viele Menschen wurden ermordet oder zur Zwangsarbeit gezwungen. Die Nazis wollten die eroberten Gebiete für Deutsche freimachen. Millionen Menschen wurden vertrieben oder getötet.

Die Nazis wollten auch den Osten „germanisieren“. Das bedeutet, dass sie viele Gebiete von Polen oder Russland mit Deutschen besiedeln wollten. Dafür mussten die ursprünglichen Bewohner weichen – oft mit Gewalt.

Warum flohen die Deutschen?

Als die deutsche Armee den Krieg verlor, rückte die sowjetische Armee immer weiter vor. Viele Deutsche hatten Angst vor Rache. Die NS-Propaganda erzählte ihnen, dass die Rote Armee besonders grausam sei. Teilweise gab es auch wirklich Gewalt durch die Rote Armee gegen Deuscteh.Viele Menschen flohen deswegen in Richtung Westen.

Als der Krieg vorbei war, beschlossen die Sieger, die Grenzen neu zu ziehen. Deutschland musste Gebiete an Polen und die Sowjetunion abgeben. Dort lebende Deutsche wurden umgesiedelt, um neue Konflikte zu verhindern. 

Wie lief die Vertreibung ab?

Schon vor den offiziellen Beschlüssen vertrieben Polen und Tschechen viele Deutsche aus ihrem Land. Dabei kam es zu Gewalt und schlechten Bedingungen in Lagern. Die meisten Toten starben aber an Krankheiten oder Hunger, nicht durch direkte Gewalt.

Später wurde die Umsiedlung organisiert. Millionen Deutsche mussten ihre Heimat verlassen und wurden nach Deutschland gebracht. Anders als oft behauptet, geschah dies meist mit Zügen, nicht nur zu Fuß.

In Dresden ankommenden Flüchtlinge am Neustädter Bahnhof 1945. Das genaue Datum der Aufnahme ist nicht bekannt. In den Erinnerungen an die Flucht- und Vertreibungsbewegungen dominieren Bilder von schier endlosen Flüchtlingstrecks: Tatsächlich fand ein Großteil der Aussiedlungen, insbesondere nach dem Potsdamer Abkommen, auf der Schiene statt.
Viele der Deutschen, die aus dem Osten vertrieben wurden oder flüchten mussten, reisten per Zug. Viele behaupten, alle Flüchtlinge wären gelaufen. ©Höhne, Erich & Pohl, Erich, Deutsche Fotothek, aufgerufen am 17.10.2024

Wie wird die Geschichte heute genutzt?

Heute erzählen manche Gruppen nur die deutsche Leidensgeschichte und blenden aus, was davor geschah. Rechte Parteien und Organisationen nutzen diese Geschichten, um Hass zu schüren. Sie tun so, als ob die Vertreibung unberechtigt war und als ob Deutschland noch ein Recht auf diese Gebiete hätte.

Dabei wird oft übersehen: Der Krieg wurde von Deutschland begonnen. Die Nazis hatten vorher Millionen Menschen vertrieben und ermordet. Ohne diese Vorgeschichte hätte es auch keine Vertreibung der Deutschen gegeben.

var _paq = window._paq = window._paq || []; /* tracker methods like "setCustomDimension" should be called before "trackPageView" */ _paq.push(['trackPageView']); _paq.push(['enableLinkTracking']); (function() { var u="https://matomo.buchenwald.de/"; _paq.push(['setTrackerUrl', u+'matomo.php']); _paq.push(['setSiteId', '25']); var d=document, g=d.createElement('script'), s=d.getElementsByTagName('script')[0]; g.async=true; g.src=u+'matomo.js'; s.parentNode.insertBefore(g,s); })();