Die AfD und "Das Dritte Reich"
Am 12. Juli 2024 postete der Thüringer AfD-Vorsitzende Björn Höcke einen Beitrag mit einem Arthur Moeller van den Bruck zugeschriebenen Zitat. Moeller van den Bruck, einer der Hauptvertreter der „Konservativen Revolution“, die dem Nationalsozialismus rechtsintellektuell das Feld bestellte, starb zwar schon 1925. Sein Hauptwerk allerdings wurde zum Namensgeber für den NS-Staat. Es war das Buch „Das Dritte Reich“.
In seinem Post bezieht sich Höcke positiv auf den Vordenker des Dritten Reiches. Zudem schreibt er, der „Selbsthass“ und der „Sündenstolz“ der Deutschen sei „Unkraut“ – ersteres klassische Begriffe der Neuen Rechten, mit denen die kritische Auseinandersetzung mit dem NS diskreditiert wird, letzteres unverhohlene NS-Sprache.
Ebenfalls einen positiven Bezug zum Nationalsozialismus setzt die AfD Thüringen in ihrem Wahlprogramm zur Landtagswahl 2024, indem sie dem Programm einen Liedtext von Franz Langheinrich voranstellt.
Der Liedtext selbst ist heimattümelnd-harmlos und stammt von 1912, also lange vor der NS-Zeit. Der positive NS-Bezug liegt in der Person von Franz Langheinrich (1864-1945), der mit der Voranstellung seines Liedes und seiner Namensnennung gewissermaßen die Rolle eines Paten des Wahlprogramms bekommt.
Franz Langheinrich war jedoch kein harmloser Heimatdichter, sondern ein
In Thüringen, in dem völkische und nationalsozialistische Kulturpolitik ab 1924 besonders schnell Fuß fassen konnten, war die Deutsche Kunstgesellschaft besonders stark aufgestellt. Ehrenmitglieder waren etwa der Architekt und NS-Politiker Paul Schulze-Naumburg, den der nationalsozialistische Volksbildungsminister Wilhelm Frick 1930 als Direktor der Hochschule für Baukunst in Weimar eingesetzt wurde, sowie der radikale Antisemit und Rassetheoretiker Hans F.K. Günther („Rasse-Günther“), dem Frick 1930 eine Professur für „menschliche Züchtungslehre“ an der Universität Jena verschaffte.
In diesen Kreisen bewegte sich Langheinrich. Mindestens zwischen 1934 und 1936 schrieb er für die NS-Parteizeitung „Völkischer Beobachter“. Ab 1935 war er Redakteur der antisemitischen Kunstzeitschrift „Das Bild“, zudem schrieb er für die NS-nahe Zeitschrift „
Den meisten Adressat:innen des Wahlprogramms der AfD Thüringen wird der nationalsozialistische Hintergrund seines Paten nicht bekannt sein. Wenn dem Programm aber ein Liedtext eines aggressiv antisemitischen und völkischen NS-Dichters vorangestellt wird, dann ist das (auch wenn der Liedtext selbst harmlos ist) eine Botschaft an das ideologische geschulte „patriotische Vorfeld“ um Götz Kubitschek und Jürgen Elsässer sowie in der identitären Bewegung. Dort kommt die Botschaft sicherlich an: Die AfD Thüringen beruft sich auf völkische und nationalsozialistische Denker. Dazu passt auch der Titel des Wahlprogramms: „Alles für Thüringen“ prangt in großen Lettern auf dem Cover, eine Anspielung an die verbotene Losung der nationalsozialistischen SA „Alles für Deutschland“, für deren