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Gedächtnisstätte Guthmannshausen

Ein Steinkreis, der 2014 im Garten eines ehemaligen Landgutes 20km nördlich von Weimar aufgebaut wurde, dient Rechtsextremen regelmäßig dazu, „Ahnendienst" zu leisten, wie sie es nennen. Dieser „Kraftort und Mahnmal der Generationen“ hat sich inzwischen zu einem bundesweit bedeutsamen Treffpunkt von Geschichtsrevisionist:innen und Holocaustleugner:innen entwickelt.

Foto vom Herrenhaus auf dem Landsitz in Guthmannshausen im Landkreis Sömmerda.
Die neobarocke Fabrikanten-Villa dient als Tagungshaus des Vereins.

Der Verein "Gedächtnisstätte e.V."

Die Gedächtnisstätte wird getragen vom gleichnamigen Verein, der das Landgut seit 2011 nutzt. Eine Mittelsfrau hatte das sanierte Gebäude, das von 1947 bis 2009 als Landwirtschaftsschule genutzt worden war, erstanden. Der Verein selbst wurde 1992 im Umfeld des rechtsextremen und 2008 verbotenen Collegium Humanum gegründet. Er nimmt nur Mitglieder "alleiniger deutscher Staatsbürgerschaft" auf. Erste Vorsitzende des Vereins wurde die mehrfach wegen Holocaustleugnung verurteilte Ursula Haverbeck.

Geschichtsrevisionismus und Ahnen-Esoterik

Zwölf im Kreis angeordnete Stelen aus Granit sollen an die zivilen deutschen Toten erinnern und als „Krafttankstelle“ der Rechtsextremen dienen: „Die Gedächtnisstätte empfängt und bündelt die Emotion des ehrlichen Gedenkens und fördert damit die vollumfängliche Annahme des unfreiwilligen, tragischen Opfers“. Die Stelen „wahren das Zeugnis der vielen Tränen, die hier ohne Wenn und Aber für die deutschen Opfer sowie für alle von Krieg und Vertreibung Versehrten fließen dürfen.“ Die geschichtsrevisionistischen Texte der Stelen übersteigern die realistisch geschätzte Zahl von knapp über einer Million ziviler deutscher Toten im Zweiten Weltkrieg geradezu ins Groteske: Sie führen 12 Millionen tote deutsche Zivilisten auf.

Auch wenn in nahezu jedem deutschen Dorf nicht nur am Volkstrauertag der deutschen Toten gedacht wird, gibt der Verein vor, dass nur er es sei, der an sie erinnere: „In einer Ära des Verschweigens und Verblendens der Ereignisse wird der Erlebnisgeneration der heilende Zugang über das Herzgefühl und den Nachgeborenen die Läuterung durch die tätige Ehrung der Eltern und Großeltern verwehrt. Das ist eine psychologische Katastrophe, die ihresgleichen sucht!“

Der im Garten aufgestellte Steinkreis besteht aus 12 Granit-Stelen. Auf jeder einzelnen Stele wird gefallenen deutschen "Volksgenossen" gedacht. Die dabei genannten Zahlen sind in der Regel maßlos übertrieben und ohne jeglichen Kontext angegeben.
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Auf jeder der im Steinkreis angeordneten Stelen wird einer spezifischen Gruppe (z.B. den Sudetendeutschen o.ä.) gedacht. Insgesamt kommen die Revisionist:innen so auf die absurde Zahl von zwölf Millionen deutschen, toten Zivilist:innen.
Auf der Stele im Vordergrund wird angeblichen 295.000 Toten Deutschen aus Ostpreußen gedacht - eine maßlose Übertreibung, die keine Unterscheidung zwischen den Opfern deutscher Räumungspolitik ab 1944, selbst organisierter Flucht oder der Zeit nach der militärischen Niederlage Nazi-Deutschlands macht.
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Auf der Stele im Vordergrund wird angeblichen 295.000 Toten Deutschen aus Ostpreußen gedacht - eine maßlose Übertreibung, die keine Unterscheidung zwischen den Opfern deutscher Räumungspolitik ab 1944, selbst organisierter Flucht oder der Zeit nach der militärischen Niederlage Nazi-Deutschlands macht.

Neobarocke Fabrikanten-Villa als Tagungszentrum

Das Landgut - vom Verein als "altes Rittergut" imaginiert - war 1912 als repräsentativer Wohnsitz eines Kasseler Unternehmers im neobarocken Stil gebaut worden. Seit 1947 als Schule der Landwirtschaft dienend, wurde es nach umfänglicher Sanierung vom Freistaat Thüringen 2011 an eine hessische Heilpraktikerin verkauft, die die Liegenschaft an den Verein Gedächtnisstätte zur Nutzung weiter reichte. Versuche, den Verkauf rückgängig zu machen, scheiterten. Seitdem geben sich bundesweit agierende Rechtsextreme im Landgut die Klinke in die Hand: Sonnenwendfeiern, Kameradschafts- und Liederabende wechseln sich mit völkischen Seminaren und Gedenkfeiern unter der Reichskriegsflagge ab.

Zu den Tagungs-Referent:innen gehörte neben Ursula Haverbeck z. B. auch Hans Meiser, Autor einschlägiger geschichtsrevisionistischer Bücher wie "Tschechische Kriegstreiber" oder "Gescheiterte Friedens-Initiativen 1939 - 1945". 2021 wurde das Haupthaus durch Brandstiftung schwer beschädigt. Schon bald nahm der Verein seine Aktivitäten wieder auf.


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