Bürgerliche Karriere und Bruch
Der 1962 in Mönchengladbach geborene Maaßen studierte Rechtswissenschaften in Köln sowie Bonn und schloss seine Studien mit einer Promotion ab. Nach einer langen Karriere im Bundesinnenministerium und der Übernahme von Lehraufträgen an der Freien Universität Berlin brachte es Maaßen 2012 zum Amt des Leiters des Bundesamtes für Verfassungsschutz.1 Für ein erstes Aufsehen sorgte Maaßen bereits 2015, als er sich öffentlich gegen die Flüchtlingspolitik der damaligen Bundeskanzlerin Angela Merkel positionierte. Im Herbst 2015 soll er die damalige Parteichefin der AfD, Frauke Petry, beraten haben, wie ihre Partei ein potentielles Verbotsverfahren umgehen könnte. Für sein Ausscheiden aus dem Amt sorgte letzten Endes seine Einschätzung, dass es im Zuge der rassistischen Demonstrationen 2018 in Chemnitz keine „Hetzjagd“ auf migrantisch gelesene Menschen gegeben habe.
Konservatives Milieu und öffentlicher Skandal
Nach seinem Ausscheiden aus dem Bundesamt für Verfassungsschutz versuchte sich Maaßen in der Öffentlichkeit als die vernünftige, konservative Stimme innerhalb der CDU zu positionieren und trat 2021 zur Bundestagswahl für den Wahlkreis Südthüringen (Suhl - Schmalkalden - Meiningen - Hildburghausen - Sonneberg) als Direktkandidat an, unterlag aber letzten Endes deutlich. Die CDU versuchte zwischenzeitlich Hans-Georg Maaßen auszuschließen, scheiterte aber in erster Instanz, bis dieser Anfang 2024 schließlich selbst austrat und die Kleinstpartei "Werteunion" gründete, welche sich versucht politisch zwischen CDU und AfD zu positionieren.
In seinen Interviews und Posts stellt Maaßen häufig völlig falsche historische Analogien her. Manchmal sind sie harmlos, wenn er z. B. den Südthüringern unterstellt, sie seien ein wehrhaftes Volk, da sie schon in der Antike auf Weisungen aus Rom allergisch reagiert hätten, auch wenn sie "von Julius Caesar persönlich" gekommen seien.2 Bodenlos werden sie, wenn er dem thüringischen Ministerpräsidenten Bodo Ramelow unterstellt, er wolle das Land wie die Roten Khmer in ein "sozialistisches Kambodscha" verwandeln. Regelmäßig nutzt er dabei auch das Arsenal antisemitischer Diskurse des 19. Jahrhunderts, z. B. wenn er von "sozialistischen und globalistischen Kräften" raunt.
Für Aufsehen sorgte Maaßen auch im August 2023, als er in der Schweiz beim Sommerfest der SVP-nahen Zeitung „Weltwoche“ ein gemeinsames Foto mit dem ehemaligen Fernsehmoderator Harald Schmidt und dem Journalisten Matthias Mattusek machen ließ. Insbesondere Schmidt wurde dafür öffentlich kritisiert: Maaßen nutzte die Steilvorlage für eine Selbstinszenierung und postete auf Twitter:
„In den 1930er Jahren hieß es: "Kauft nicht bei Maaßen." Geschichte wiederholt sich. Die Nazis heute sind im Unterschied zu ihren Vorfahren so verblödet, dass sie noch nicht einmal merken, dass sie Nazis sind."
Maaßens inszenierte Gleichsetzung vom Boykott jüdischer Geschäfte in der NS-Zeit mit der Kritik an den politischen Äußerungen und Vorstellungen seiner eigenen Person ist zutiefst geschichtsrevisionistisch und relativiert die antisemitische Verfolgung, der Jüd:innen real ausgesetzt waren. Der Boykott jüdischer Geschäfte ist einzureihen in eine eskalierende, antisemitische Politik der NSDAP gegenüber den Jüd:innen im „Dritten Reich“ sowie in den später besetzten Gebieten. Die antisemitische Politik begann mit menschenverachtender Propaganda im Stürmer und ähnlichen Pamphleten und steigerte sich mit Boykottaktionen sowie offener Gewalt durch SA und Bevölkerung. Darauf folgten Entrechtung, Ghettoisierung und schlussendlich die massenhaften Deportationen in Vernichtungslager. Im Gegensatz zu Maaßen, der seine politische Einstellung selbst gewählt hat, konnten die Jüd:innen im dritten Reich ihre Identität nicht ablegen: Die sogenannten „Rassegesetze“ der NSDAP bestimmten, wer Jude war und zwar unabhängig ihrer politischen Einstellung oder ob sie praktizierende Jüd:innen waren oder nicht. Die bewusste Grenzübertretung Maaßens verfehlte ihr Ziel nicht und verschaffte dem zu diesem Zeitpunkt politisch eher abgemeldeten Maaßen zumindest temporär neue Aufmerksamkeit.
Nach dem Skandal
Der kurze „Ruhm“ der schnelllebigen Aufmerksamkeitsspirale verflog jedoch ebenso schnell wie er gekommen war. Maaßen gründete zwar 2024 auf dem Rittergut München bei Bad Berka mit anderen