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Tommy Frenck: Lokalpolitiker und neonazistischer Unternehmer

Der 1987 im südthüringischen Schleusingen geborene Tommy Frenck ist ein mittlerweile deutschlandweit bekannter Neonazi. Der ehemalige NPD-Kader ist heute in der rechtsextremen Lokalpartei Bündnis Zukunft Hildburghausen (BZH) aktiv, betreibt in Brattendorf das Gastlokal "Eiserner Löwe" (ehemals "Goldener Löwe" in Kloser Veßra) und einen Versand. Frenck gerät immer wieder in den Blick der Öffentlichkeit mit offener Verherrlichung des Nationalsozialismus.

Nachdem Frenck im September 2024 sein altes Lokal in Kloster Veßra ("Goldener Löwe") räumen musste, hat es bis zur Eröffnung des "Eisernen Löwen" im 17 Kilometer entfernten Brattendorf nicht lange gedauert. Im neuen Lokal werden die Besuch in die "Afrikakorps-Bar" eingeladen: Eine offene Verherrlichung des Wehrmachtsfeldzugs in Nordafrika.
Nachdem Frenck im September 2024 sein altes Lokal in Kloster Veßra ("Goldener Löwe") räumen musste, hat es bis zur Eröffnung des "Eisernen Löwen" im 17 Kilometer entfernten Brattendorf nicht lange gedauert. Im neuen Lokal werden die Besuch in die "Afrikakorps-Bar" eingeladen: Eine offene Verherrlichung des Wehrmachtsfeldzugs in Nordafrika.

Neonazistischer Aktivist und Lokalpolitiker

Tommy Frenck war bis zur Auflösung des Kreisverbandes Hildburghausen im Jahr 2009 in der NPD organisiert. Im selben Jahr gründete er die Lokalpartei BZH und wurde bei den Thüringer Kommunalwahlen 2009 und 2014 in den Kreistag gewählt. Frenck schaffte es, sich und seine Partei fest in der Lokalpolitik zu verankern - trotz seiner allgemein bekannten neonazistischen Umtriebe. So trat er 2018 zur Wahl als Landrat an und erhielt 16,6% der Stimmen.1 Vier Jahre später bewarb er sich auf das Amt des Bürgermeisters für Kloster Veßra: Hier konnte er 29% der Stimmen für sich gewinnen.2Bundesweite und z.T. internationale Aufmerksamkeit erhielt der BZH-Politiker im Jahr 2024, als er sich erneut für das Amt des Landrats bewarb, in der Stichwahl jedoch gegen Sven Gregor von den Freien Wählern verlor.3

Offener Geschichtsrevisionismus und NS-Verherrlichung

Neben seinem parteipolitischen Engagement fällt Frenck auch immer wieder mit der Anmeldung von Veranstaltungen auf. So organisiert er jährlich am Vorabend des Volkstrauertages4 das sogenannte „Heldengedenken“: Die zutiefst geschichtsrevisionistische Veranstaltung verklärt die Wehrmacht zu soldatischen Helden und knüpft offen an die NS-Tradition des „Heldengedenktages“ an. Das Heldengedenken löste den in der Weimarer Republik etablierten Volkstrauertag ab. Der "Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge" richtete den Gedenktag ab 1924 jährlich aus. Der Volkstrauertag in der Weimarer Republik war geprägt von einer Mischung aus unkritischem Gedenken an die gefallenen Soldaten des Ersten Weltkriegs und Trauer um die von vielen als Demütigung empfundene „Schmach“ des Versailler Friedens.5 Im offiziellen Gedenken war kein Platz für eine Reflexion über die Rolle des Deutschen Kaiserreichs auf dem Weg in den Krieg. 

Nach dem Tod des Reichspräsidenten Paul von Hindenburg, der symbolisch für die Reichswehr des untergegangenen Kaiserreichs stand, übernahmen die Nationalsozialisten die Regie des Gedenktages ab 1934. Aus der "Trauer um die Gefallenen" wurde eine Heroisierung der kämpfenden Soldaten. Das Hissen der Flaggen wurden von Halbmast auf Vollstock geändert.6 Damit wurde auch der Boden für den kommenden Angriffskrieg bereitet. Im Kontext des Heldengedenkens, das jährlich an wechselnden Terminen im März7 begangenen wurde, forcierte die NSDAP ihre aggressive Politik: Die Remilitarisierung des Rheinlands (1936), der Einmarsch in Österreich (1938) sowie die Zerschlagung der „Rest-Tschechei“ (1939) fand jeweils kurz vor oder nach dem Heldengedenktag statt. Ab 1940 wurde zum Heldengedenktag auch den im von den Nationalsozialisten begonnen Krieg gefallenen Soldaten und "Volksgenossen" gedacht.

In Fraktur-Schrift lud Frenck 2022 zum geschichtsrevisionistischen "Heldengedenken" in seinen Heimatort Schleusingen ein.
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In Fraktur-Schrift lud Frenck 2022 zum geschichtsrevisionistischen "Heldengedenken" in seinen Heimatort Schleusingen ein. Die alljährliche Veranstaltung mit offenem NS-Bezug besteht aus Fackelmarsch, einem Redebeitrag Frencks und Gesangseinlagen des in der Neonazi-Szene beliebten Liedermachers Axel Schlimper.
„Heldengedenkfeier” in Berlin am 17. März 1935. Zu sehen sind in einer Reihe unter anderem Hermann Göring (dritter von links) und Adolf Hitler (zweiter von rechts).
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„Heldengedenkfeier” in Berlin am 17. März 1935. Zu sehen sind in einer Reihe unter anderem Hermann Göring (dritter von links) und Adolf Hitler (zweiter von rechts).

Frencks Wiederbelebung des Heldengedenktages ist ein positiver Bezug auf den Nationalsozialismus in aller Öffentlichkeit, an dem Jahr für Jahr eine kleine, z.T. dreistellige Personenanzahl in Schleusingen teilnimmt. Auch 2024 führte Frecnk wieder ein sogenanntes "Heldengedenken" durch. Der lokale Gegenprotest durch die evangelische Gemeinde und Bürger:innen fiel in der Vergangenheit überschaubar aus. Die Kreuzkirche, in der jährlich ein Friedensgebet als Gegenveranstaltung zum stattfindet, wurde bereits zwei Mal Opfer eines Buttersäure-Anschlags.

„Hitler-Schnitzel“, „Reichsbräu“ und „Rock gegen Überfremdung“

Daneben fällt der Unternehmer und Gastronom mit offener Verherrlichung des Nationalsozialismus auf: So lud Frenck am 20.4.2018, dem von Neonazis gefeierten Geburtstag Adolf Hitlers, zum Schnitzel-Essen in sein Gasthaus ein. Der veranschlagte Preis von 8,88 € stellte einen offenkundiger Szenecode dar. Der doppelte, achte Buchstabe des Alphabets (H) steht im Milieu für „Heil Hitler“. Auch der Vertrieb seines „Reichsbräus“ für 18,88 je Kasten Bier erlangte bundesweite Aufmerksamkeit. In seinem Online Shop „Druck 18“ lassen sich neben Szene-Kleidung auch Stahlhelme und andere Nazi-Devotionalien erwerben. Zum einen sollen die "spaßorientierten" Verkaufsartikel NS-Codes in der Öffentlichkeit normalisieren, zum anderen diesen sie der Finanzierung der weiteren, politischen Betätigung. Auch als Organisator für rechtsextreme Szene-Konzerte tut sich Frenck immer wieder hervor: So meldete er unter 2017 das Event „Rock gegen Überfremdung“ in Themar an, an dem bis zu 7.000 Neonazis teilnahmen. 

Der Flyer zum "Geburtstagsangebot" am 20.04.2018 soll mit eindeutigen Zahlencodes Frencks Publikum ansprechen.
Die Einladung zum "Geburtstagsangebot" am 20.04.2018 soll mit eindeutigen Zahlencodes Frencks Publikum ansprechen.

Politik und Zivilgesellschaft organisieren Gegenwehr

Um dem Treiben Frencks und seiner Mitstreiter:innen entgegen zu wirken, gab es durch Politik, Verwaltung und Zivilgesellschaft über die letzten Jahre Widerstand auf verschiedenen Ebenen. So organisierte bspw. der in Themar ansässige Verein zur Förderung der Demokratie und Weltoffenheit Stadtfeste, Konzerte, Lesungen und Kundgebungen als Gegenpol zu den großen Rechtsrock-Konzerten. Im seit 2014 laufenden Rechtsstreit um die Immobilie „Goldener Löwe“ gab es im Dezember 2023 eine endgültige Entscheidung: Die Gemeinde, die bereits 2014 von ihrem Vorkaufsrecht Gebrauch machen wollte, kann das Gebäude erwerben. Frenck musste damit ausziehen, eröffnete jedoch nur wenige Kilometer weiter in Brattendorf den "Eisernern Löwen" und kündigte bereits bis zum Ende des Jahres zahlreiche Konzerte und Veranstaltungen an.

1 Landratswahl 2018: Wahl der Landräte und Oberbürgermeister der kreisfreien Städte 2018 - endgültiges Ergebnis. Wahlen Thüringen, dort datiert 15.04.2018, URL: https://wahlen.thueringen.de/datenbank/wahl1/wahl.asp?wahlart=LR&wJahr=2018&zeigeErg=WK&wknr=069.

2 Bürgermeisterwahl 2022: Bürgermeisterwahlen in Thüringen. Wahlen Thüringen, dort datiert 12.06.2022, URL: https://wahlen.thueringen.de/datenbank/wahl1/wahl.asp?wahlart=BM&wJahr=0000&zeigeErg=GEM&wknr=069&gemnr=69025 (07.08.2024).

3 Landratswahl 2024: Wahl der Landräte und Oberbürgermeister der kreisfreien Städte 2024 - endgültiges Ergebnis. Wahlen Thüringen, dort datiert 09.06.2024, URL: https://wahlen.thueringen.de/datenbank/wahl1/wahl.asp?wahlart=LR&wJahr=2024&zeigeErg=WK&wknr=069 (07.08.2024).

4 Der Volkstrauertag ist ans Kirchenjahr gebunden und findet jährlich zwei Sonntage vor dem ersten Advent statt, d.h. in der Regel Mitte/ Ende November

5 Alexandra Kaiser: Von Helden und Opfern: Eine Geschichte des Volkstrauertags. Frankfurt am Main 2010, S. 25.

6 Ebd., S. 184.

7 Ab 1940 wurde als festes Datum der 16. März festgelegt. Vgl. Ebd., S. 185.


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